Lara Croft ist zurück, doch nicht als die, die wir aus den Spielen und Filmen kennen. Als junge Archäologin, die gerade ihre ersten Schritte in der großen erkundbaren Welt unternimmt, erfahren wir, wie sich die unbeholfene und unerfahrene Absolventin zu der Frau entwickelt, die uns aus den Vorgängern bekannt ist.
Als Teil eines Teams aus Dokumentarfilmern finden wir uns auf einem Schiff mit Kurs ins Unbekannte wieder und werden direkt ins eiskalte Wasser geworfen. Ein Schiffsunglück spült uns an den Strand einer Insel und wir erkennen schnell, dass der Schiffbruch nicht das Schlimmste war, was wir hier erleben werden. In der ersten Stunde erwartet uns eher eine sehr imposant geschriebene Scriptszene, in der wir nicht mehr tun als Knöpfe zur richtigen Zeit zu drücken, doch nach dieser Stunde wächst das Spiel zu einer immer interessanter werdenden Geschichte heran, die viele stimmungsvolle und gleichzeitig erschreckende Momente aufzuweisen hat. Die Suche nach der eigenen Mannschaft zieht sich lange und erstreckend ins Land, einzig Laras Mentor Conrad und beste Freundin Sam schaffen es eine Beziehung zum Spieler aufzubauen und die kurze Durststrecke aufzuhellen.
Der Rest der Nebencharaktere wirken eher als Platzhalter und deren Hintergrund wird nicht umfangreich genug erzählt, als das eine emotionale Bindung aufgebaut werden kann, denn der Charakter Lara Croft ist so gut erzählt, dass Gegner und Teammitglieder zu zweidimensionalen Schachfiguren verkommen, deren Entwicklung nur durch gefundene Tagebücher und Filmaufnahmen erzählt werden. Glücklicherweise wirken sich die schwachen Charaktere nicht auf die eigentliche Geschichte aus, hier werden ergreifende und mitreißende Momente vermittelt. Die erste Szene, in der wir das erste mal mit einer Waffe einen Mann erschießen wirkt dramatisch und ergreifend, jedoch nicht wir befürchtet übertrieben. Nach der emotionalen Szene scheinen weitere Tötungen von Feinden jedoch kein Problem mehr zu sein, dieser Übergang ist kaum vorhanden und wir verkommen zu einer totbringenden Tötungsmaschine. Sobald wir endlich von der Leine gelassen werden und uns die Erkundung der Insel anzieht, werden wir zu wunderschönen und einzigartigen Orten geführt, die dem Erscheinen der Insel den letzten Schliff verleiht. Das Spiel sieht einfach unglaublich schön aus, die Umwelt fühlt sich natürlich und fließend an, Wetter und Lichteffekte sitzen maßgeschneidert und unserer Lara stand ihr neues Aussehen noch nie so gut. Viel Mühe wurde hier auf die Animation der Haare verwendet, die sich natürlich zu Wind und den eigenen Aktionen bewegen.
Interaktion und Bewegungen werden dem Umfeld angepasst und wir klettern und rennen unserer Umwelt angepasst agil durchs Unterholz. Die Kletter- und Sprungpassagen wirken selbstsicher und natürlich, aber nie übertrieben und es fühlt sich aufregend und gefährlich an. Auch der Kampf wirkt dynamisch und einige Gegner überraschen immer wieder mit neuen Taktiken, was stellenweise überlegtes Vorgehen erfordert. Zum Glück ist die Balance zwischen Kampf und Kletterpartien ausgewogen und wir werden durch immer neue Aufgaben und Rätsel bei Laune gehalten. In versteckten Gräbern finden sich immer wieder neue Rätsel, die genial durchdacht, aber nie unmöglich zu lösen sind, und wenn man endlich die Lösung gefunden hat, fühlt man sich doch gleich etwas schlauer. Im Verlauf der Geschichte erhalten wir immer neue Ausrüstungsgegenstände, die zu neuen Lösungsansätzen der Rätsel und neue begehbaren Wegen führen. Alle Teile fügen sich so stimmig zusammen und Erkundung und Überleben fühlt sich echt und bedrohlich an. Das ganze Konzept funktioniert und lässt einen auch nach Abschluss der Haupthandlung zurück auf die Insel, um verpasste Gräber und optionaler Rätsel nachzuholen. Tomb Raider hat eine sehr gute Geschichte, ist eindrucksvoll, aufregend und wunderschön.
Um wirklich schwerwiegende Fehler zu finden, muss man schon dem ganzen Genre abgeneigt sein. Natürlich ist man schnell an Nathan Drake aus Uncharted erinnert, das für meinen Geschmack Charakteren etwas mehr Leben verleiht, doch Tomb Raider entwickelt sich mit jeder Minute zu einem umwerfenderen Spiel, das ein komplett neues Spielerlebnis mit so viel Tiefe zu Emotionen aufbaut.
Schöner Artikel - Ich habe mich bis zu diesem Artikel noch nie zum Urteil "Wahnsinn" hinreißen lassen.
Auch wenn ich kein Spiel der neueren Reihe gespielt habe, macht der Artikel doch Lust darauf.
Auch wenn ich kein Spiel der neueren Reihe gespielt habe, macht der Artikel doch Lust darauf.